Nachhaltigkeit ist eher ein unwahrscheinliches Szenario

Ich habe gestern im Zug nach Berlin nocheinmal das „Gespräch mit Dennis Meadows: Jenseits der ökologischen Grenzen gibt es keine nachhaltige Entwicklung“ von 2005 gelesen. Das Gespräch zieht sich über 19 Seiten hin und beschreibt die bekannte Studie des Club of Romes über die Grenzen des Wachstums (1972) und Ihrer Nachfolgestudie im Jahr 2004 sowie die wissenschaftliche Diskussion darüber.

Abgesehen davon, dass der Artikel auch in Ausschnitten sehr lesenswert ist, bestätigt er eine relativ pessimistische und ideologiefreie Sicht. Da ich mich selbst mit diesen Modellen im Studium auseinandergesetzt habe und mir gleichzeitig kaum ein Kritikpunkt einfällt, muss ich den Modellen eine gewisse Qualität zuschreiben.

Die Hauptaussage lautet:

Ein nachhaltiger Entwicklungspfad ist sehr unwahrscheinlich: Nur wenn unsere Politik und unsere Industrie sofort und radikal umgestellt wird, besteht eine Chance einem Kollaps (durch Ressourcenübernutzung und Bevölkerungszuwachs zu entgehen).

Für dynamische Systeme und Modelle dieser Art ist das ein relativ einfacher Effekt, der schon bei einfachen Wachstumsmodellen mit Kapazitätsgrenze auftritt – ein Beispiel:

Wenn auf einer kleinen Insel eine Heuschreckenplage entsteht, und die Heuschrecken sich so vermehrt haben, dass  die Hälfte alles Fressbaren vertilgt wurde entsteht folgender Effekt: Die Nachkommen der aktuellen Generation brauchen wesentlich mehr Nahrung als noch vorhanden ist. Dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass überhaupt noch eine Heuschrecke so satt wird, dass sie Nachkommen hat. Die Bevölkerung bricht zusammen.

Hier zwei interessante Zitate von D. Maedows zu der Problematik:

„Nun, klarerweise war es zunächst deprimierend, aber heute kann ich sagen, dass ich nicht deprimiert bin. Glaube ich an irgendwelche Utopien? Nein, natürlich nicht. Ich bin absolut hundertprozentig sicher, dass die Weltbevölkerung in diesem Jahrhundert über das Maximum hinausschießen wird – tatsächlich ist das bereits eingetreten – und anschließend dramatisch abnehmen wird. Ich gehe auch davon aus, dass wir einen industriellen Niedergang erleben werden und dass der materielle Lebensstandard und vielleicht auch die persönliche Freiheit und andere wichtige Elemente des Weltsystems schwinden werden. Aber die Welt ist nicht schwarz-weiß, die Zukunft besteht nicht nur aus Utopie oder Katastrophe, sie ist ein Kontinuum. Meine Einstellung ist, dass jeder von uns die Aufgabe hat, die Lage besser zu machen, als sie es sonst wäre.“

„Ich sehe nur, dass das jetzige System nicht funktioniert: Weder die Demokratie noch die Globalisierung stellen sich den Fragen von Wachstum und Grenzen. Unsere politischen und kulturellen Systeme werden sich also ändern müssen. Die physischen Eigenschaften des Planeten werden sich nicht an unsere Kulturen anpassen; unsere Kulturen müssen sich mit den physischen Realitäten in Übereinstimmung bringen.“

Interessant ist auch, dass zwei ähnliche Methoden zu ähnlichen Aussagen kommen:

  • Anhand von Maedows Modellen kann man deutlich den fatal zu hohen Ressourcenverbrauch zeigen. Durch die verspätete Umstellung des Handelns (in Bezug auf Ressourcenverbrauch) entsteht ein System-Kollaps, so wie er im Buche steht.
  • Auch der ökologische Fußabdruck als Methode zeigt etwas ähnliches an. Mein Selbstversuch bestätigt diesen Verdacht: Selbst wenn wir sofort alle konventionellen Mittel in der westlichen Welt einsetzen um den Ressourcenverbrauch zu senken, erreichen wir nicht schnell genug ein Maß mit dem größere Ressourcenkonflikte in den nächsten Jahrzehnten vermeidbar wären. Denn schon seit einigen Jahren verbrauchen wir mehr Ressourcen als wir haben.

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